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TorTourdeRuhr (TTdR) 2018

Von der Quelle bei Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg, diesen 230 km langen Ultralauf gibt es seit 2007. In diesem Jahr ist der Veranstalter Jens Witzel die Strecke Solo (mit einer kleinen Crew) gelaufen. Ein Jahr später, also 2008 veranstalte Jens dann erstmalig den Lauf für andere Teilnehmer (damals waren es acht Finisher). Seit dem findet die TTdR alle zwei Jahre am Pfingstwochenende statt und hat sich zu einem sehr beliebten Lauf entwickelt.

Nachdem ich bereits den Spartathlon (247 km) und den UltraBalaton (221 km) gefinisht hatte, stand die TTdR ganz weit oben auf meiner ToRun-Liste. Dazu sei aber angemerkt, dass man sich für diesen Lauf nicht einfach anmelden kann. Zuerst muss man dem Veranstalter gegenüber sein Interesse bekunden. Wenn die schon erbrachten Vorleistungen passen, kommt man auf eine Interessenliste. Diese ist meistens so ca. 1,5 Jahr vor dem Lauf bereits voll. Ein Jahr vor dem Lauf bekommt man dann eine Einladung zu dem Lauf und kann sich anmelden. Bereits bei der Anmeldung muss der Name von mindestens einem Crewmitglied angegeben werden.

Ohne Crew ist eine Teilnahme an der TTdR nicht möglich. Zum einen gibt es nur neun Verpflegungspunkte und zum anderen organisiert Jens diese Veranstaltungen mit einer relativ kleinen Mannschaft und hat daher keine Möglichkeit gestrandete Teilnehmer einzusammeln oder bei Probleme zu unterstützen.
Ende 2016 hatte ich mal mit Sylke über die TTdR gesprochen und sie hatte gleich spontan angeboten mir dabei als meine Crew zu unterstützen. Ich habe damals gleich mein Interesse bei Jens bekundet und hatte Glück das noch etwas Platz auf der Interessenliste war. Nachdem ich dann im Mai 2017 die Einladung bekommen habe und mich angemeldet hatte, begann auch zu gleich die Vorbereitung. Irgendwann im Herbst berichtete mir Sylke von berechtigten zweifeln, sie hatte Sorgen das sie vielleicht kurz vor der TTdR krank wird, oder aus irgendeinem anderen Grund ausfällt. Wäre es da nicht besser zusätzliche Helfer in der Crew zu haben? Eigentlich richtig, wenn ich doch sonst bei meiner Planung immer auf Nummer sicher gehe, wieso dann hierbei nicht? So kam es dann, dass Maren und Jan noch als zusätzliche Crewmitglieder angeheuert wurden. Conny und Kalle hatten für den Pfingstsamstag einen 12 Stundenlauf geplant und da beide für den Deutschlandlauf 2017 gemeldet waren, war dies sicherlich ein wichtiger Lauf in ihrer Vorbereitung. Trotzdem haben sich die beiden sofort bereiterklärt als Plan B zur Verfügung zu stehen. Wäre ganz kurz vor dem Lauf jemand aus der Crew ausgefallen, wären die beiden sofort eingesprungen, so dass ich trotzdem mindestens 3 Leute in meiner Crew hätte.

Im Rahmen der Vorbereitung habe ich natürlich nicht nur trainiert, sondern auch die ganze Ausrüstung und Verpflegung (für mich und die Crew) geplant. Zusätzlich habe ich noch ein Roadbook mit Kartenmaterial, allen möglichen Treffpunkten und Einkaufsmöglichkeiten entlang der Strecke erstellt. Wenn sich meine Crew wegen meiner Lauferei schon das ganze Pfingstwochenende um die Ohren schlägt, dann möchte wenigstens durch eine gute Vorbereitung meine Crew soweit wie möglich entlasten.


Am 18.05.2019 (Freitag) ging es dann los. Nachdem ich den Caddy beladen hatte und der Fahrradträger montiert war, habe ich zuerst Maren und Jan in Göttingen eingesammelt. Von da ging es weiter nach Kassel um Sylke abzuholen. Die Anreise verlief problemlos, so dass wir am frühen Nachmittag unser Hotel in Winterberg beziehen konnten. Da wir bis zur Startnummernausgabe noch etwas Zeit hatten, haben wir beschlossen schon mal zur Quelle zu fahren und diese Maren und Jan zu zeigen. Sylke und ich kannten die Quelle, wie auch die Strecke schon, da wir im Vorjahr schone eine Fahrradtour über den Ruhrtalradweg gemacht hatten. Nach einer kurzen Besichtigung und einem kurzen Fotosession ging es dann zur Startnummernausgabe und anschließende wurde bei einem guten Essen der Anreisetag gemütlich abgeschlossen.


Am Samstagmorgen ging es dann früh los, der Start ist zwar erst für 8 Uhr vorgesehen, aber alle Teilnehmer sollten bis spätestens 7:30 Uhr Vorort sein, da wir vom Hotel noch etwas fahren mussten und vom Parkplatz noch einen kleinen Fußweg zu Start hatten, sind wir bereits um 6:30 Uhr im Hotel aufgebrochen. Nach einer kurzen Ansprache vom Orgachef (Jens) und ein Gruppenfoto, ging es dann pünktlich um 8 Uhr los.

Wir hatten geplant das ich die ersten 13,5 km alleine laufe, bei km 13,5 war dann der erste Treffpunkt mit meiner Crew geplant. Ab da hatten wir dann alle 5 – 10 km einen Treffpunkt mit dem Crewfahrzeug und zusätzlich sollte mich soweit wie möglich immer jemand begleiten. Maren hatte sich vorgenommen, mich so lange wie möglich mit dem Fahrrad zu begleiten und so ist sie mir schon vom ersten Treffpunkt aus entgegengefahren.
Im Nachhinein muss ich sagen, hat sich das super bewährt und ich würde das jederzeit wieder so machen wollen. Dadurch das ich drei Personen in meiner Crew hatte, waren immer zwei zusammen im Fahrzeug unterwegs und eine Person hat mich begleitet. Die Person welche mit begleitet hat, hat die ganze Zeit mit dem Crewfahrzeug über WhatsApp in Verbindung gestanden. So wussten meine Crew im Fahrzeug nicht nur wann ich beim nächsten Treffpunkt ankomme, sondern auch schon genau was ich an Getränke und Verpflegung benötige. Auch Sonderwünsche wie z.B. ein Eis waren kein Problem und wurden perfekt umgesetzt. Ich brauchte mich die ganze Zeit um nichts weiter zu kümmern, meine Crew hat mir außer das laufen alles abgenommen. Sogar um die Wegführung brauchte ich mich nicht zu kümmern, das hat immer das Crewmitglied übernommen, welches mich begleitet hat.


Die ersten Stunden vergingen wie im Flug, Maren hat mich mit dem Fahrrad begleitet und alle 5 – 10 km haben wir auf das Crewfahrzeug getroffen. Maren hat immer meine Verpflegungswünsche durchgegeben und Sylke und Jan haben alles vorbereitet. Auch kurzfristige Sonderwünsche wurden schnell organisiert, sei es das Eis was ich gegen Abend gerne essen wollte oder auch wenn man zwischen den verabredeten Treffpunkten etwas an die Strecke gebracht werden müsste.


So gegen Abend wurde das laufen dann schwerer. Jan wollte noch etwas laufen und hat daher Maren abgelöst um mich etwas laufend zu begleiten. Die ersten Stunden hat das auch noch ganz gut geklappt, aber mit dem Einsetzen der Nacht war bei mir nicht mehr viel mit laufen. Irgendwie ist das nachts laufen total gegen meinen Biorhythmus. Ich habe schon an einigen Veranstaltungen teilgenommen, wo man die Nacht durchlaufen muss und das ist mir immer sehr schwergefallen, aber solche Probleme wie bei der TTdR hatte ich noch nie. Ich bin eigentlich die ganze Nacht nur gewandert, an laufen war nicht zu denken. Die ersten Stunden hat mich Jan begleitet, später dann Sylke und zum Ende der Nacht wieder Jan. Irgendwann in der zweiten Hälfte der Nacht war ich so durchgefroren und müde, das ich meine Crew gebeten haben den Wagen vorzuheizen und mich am nächsten Treffpunkt für ein paar Minuten alleine zu lassen. Das war jetzt erst das zweite Mal, das ich seit dem Start in Winterberg gesessen habe, einmal hatte ich mir am Abend lange Laufbekleidung angezogen und nun jetzt im Auto. Die Ruhe und die Wärme tat so gut, schon seit Stunden hatte ich bei jedem Schritt schmerzen im rechten Fuß, aber hier jetzt im warmen Auto war alles vergessen und gut. Am liebsten hätte ich da bis zum Ende der Nacht gesessen und etwas geschlafen. Aber nach ca. 4 oder 5 Minuten war mir klar, wenn ich nicht jetzt aufstehe und weiterlaufe, dann werde ich wahrscheinlich gar nicht mehr weiterlaufen. Für mich war meine Crew an dieser Stelle eine riesen Hilfe und Motivation. Während ich mich hier im Auto aufwärmte, standen die drei in 50 oder 100 m Entfernung in der Kälte und haben mich wie gewünscht in Ruhe gelassen. Ich dachte dann nur, die drei sind nun auch schon seit mehr als 22 Stunden auf den Beinen und haben sich die größte Mühe gegeben damit ich mein Ziel erreiche, ich kann jetzt nicht aufhören, ich schulde es den dreien das ich nun auch alles dransetze um das Ziel zu erreichen. Also raus aus dem Auto und weiter, an laufen war zwar nicht mehr zu denken, aber dadurch das ich keine wirklichen Pausen gemacht habe, lag ich noch so gut in der Zeit, dass selbst wenn ich bis Duisburg wandern würde, ich das Ziel im Zeitlimit von 36 Stunden erreichen könnte.

Zum Glück geht auch die längste Nacht irgendwann vorbei und als sich die Sonne wieder zeigte, lief es bei mir auch wieder besser. Mein rechter Fuß schmerze zwar noch immer bei jedem Schritt, aber der Schmerz war beim Laufen nicht stärker als beim Gehen, also bin ich wieder gelaufen. Jan, der mich zu diesem Zeitpunkt immer noch zu Fuß begleitet hat, hat dann das Crewfahrzeug angetextet und ab dem nächsten Treffpunkt hatte ich wieder Maren als Fahrradbegleitung bei mir.

Ca. 30 Kilometer vor dem Ziel dachte ich das ich wegen dem Schlafmangel oder den Schmerzen im Fuß nun anfange zu halluzinieren, sah ich da doch tatsächlich Conny und Kalle an der Strecke stehen. Nachdem ich kurz die Augen geschlossen hatte und die beiden aber immer noch da standen, habe ich Maren gefragt ob sie die beiden auch sieht. Zu diesem Zeitpunkt jubelten mir die beiden aber schon zu, so dass ich mir sicher war das die beiden wirklich da waren. Die beiden hatten nach ihren 12 Stundenlauf vom Samstag etwas geschlafen und dann Sonntag in der Früh die Fahrräder auf das Wohnmobil geschnallt und sind mir vom Ziel aus entgegengefahren.
Von hier an hatte ich also drei Fahrradbegleiter, so dass die letzten Kilometer wie im Flug vergangen sind. Natürlich fällt einen das Laufen nach mehr als 200 km schwer und mein Fuß tat auch immer noch bei jedem Schritt weg, aber es lief alles in allen deutlich besser als die Nacht wo ich nur noch am Wandern war.


Kurz vor halb drei habe ich dann nach 30 Stunden, 26 Minuten und 57 Sekunden das Ziel (Rheinorange bei Duisburg) erreicht. Am Ende habe ich mit dieser Zeit sogar noch den 10 Platz erreicht, aber das war nebensächlich. Ich war nur glücklich und meiner Crew unendlich dankbar, dass die mich durch diesen Lauf gebracht hat.

 

Michael Kiene

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